11 Reisebericht: Neufundland

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Reisezeit: 30. Mai - 11. Juni 2013

Gefahrene Kilometer: 1'280 Kilometer

Besuchte Provinzen: Neufundland

Durchschnittstemperatur tagsüber: ca. 12 Grad mit sehr viel Wind

Windige und kalte Tage verbracht - leider keine Eisberge gesehen - Meerforelle gegessen - schöner National Park besucht - viele Elche und Karibus beobachtet - schöne Trails gelaufen und gefahren - viele schöne Sonnenuntergänge erlebt - neue Reisefreundschaft geschlossen - schöner Backcountry Camping Trip gemacht 

Bei schönstem Wetter fuhren wir ca. 6 Stunden mit der Fähre von Nova Scotia nach Neufundland. Während den ersten Tagen auf der Insel zeigte sich Neufundland von der rauen Seite: Regen, Nebel, Sturm und natürlich klirrende Kälte.

 

Wir beschäftigten uns in der ersten Stadt mit Lebensmitteleinkauf und Fischerlizenz erwerben. Der Einkauf war schnell erledigt, die Sache mit der Fischerlizenz war ein komplizierteres Unterfangen: Wir mussten unsere Lizenzen im Strassenverkehrsamt in Corner Brook abholen. Das Personal am Schalter verhielt sich, als wären wir die ersten Ausländer, die jemals aufs Amt kamen um eine Lizenz zu kaufen. Mit gültiger Forellenlizenz in der Tasche verliessen wir die Stadt schnell wieder.


Unsere Fahrt führte uns zuerst durch Zentral Neufundland und weiter nördlich nach Twillingate. Normalerweise schwimmen im Spätfrühling und Sommer grosse Eisberge aus Grönland in der Bay. Nachdem wir im Touristenbüro die Information bekommen haben, dass momentan Eisberge im Bay herumschwimmen, buchten wir eine Schiffstour um die Giganten aus nächster Nähe zu betrachten. Nach 2 Stunden rauer Seefahrt kam die Enttäuschung: der Sturm der Tage zuvor, hatte alle Eisberge aus der Bay gespült und wir konnten keinen Einzigen mehr finden. Das zusätzlich schlechte Wetter half uns dann natürlich nicht unsere Stimmung zu verbessern. Nach langem Überlegen entschieden wir uns die Ostküste der Insel auszulassen und dafür wieder zurück an die Westküste zu fahren.

Auf halbem Weg zurück zur Küste machten wir Halt in Howley und ergatterten uns mal wieder einen genialen Platz am Wasser.

 

Wir warfen direkt unsere Fischerruten aus und gerade als ich mich über Hunger beklagte, hatte Mike eine Meerforelle (Sea Trout) an der Angel. Schlagartig war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich wirklich so Hunger hatte wie behauptet. Nachdem Mike den Fisch ausgenommen hat und die Filets bereit lagen, entschied ich mich für Sandwiches zum Znacht und überliess Mike grosszügig den Fang. Am nächsten Tag hatte auch ich mit meiner pinken Angelrute Erfolg und fischte meinen ersten Fisch in meinem Leben. Die kleine Regenbogenforelle mussten wir aber wegen der Grösse gleich wieder frei lassen. 

 

Als Highlight am Abend konnten wir direkt vor unserer "Haustüre" 2 Karibus beim fressen beobachten.


Der Gros Morne National Park im westlichen Teil der Insel ist eines der Highlights in Neufundland. Da der Park Beweise für die Theorie wie die Plattentetonik liefert, betrachten viele Geologen die Gegend als Bauplan der Erde. Die sogenannten Tablelands bestehen aus Gestein, das von tief unten aus der Erdkruste stammt. Nirgendwo sonst in der Welt ist dieses Material so leicht zugänglich.

 

Um den Park so gut wie möglich zu erkundschaften, campten wir direkt in einem der National Park Campgrounds. Das Wetter besserte sich endlich und wir fuhren am ersten Tag einen super schönen Mountainbike Trail.

Am Abend lernten wir Pegah & Ben aus Kanada kennen. Die beiden sind zusammen mit ihrem Toyota Landcruiser seit Oktober 2012 auf Flitterwochenreise. Sie bereisten in den letzten Monaten Südamerika und USA, bevor sie nun zurück an die Westküste fahren. Später geht’s für die beiden weiter nach Australien. Pegah ist eine begnadende Köchin und lud uns am nächsten Abend zum Essen ein. Als Dessert backte sie einen Orangenkuchen auf dem Feuer ..hhhmm unglaublich lecker.

 

Wir haben uns gefreut wieder ein gleichgesinntes Paar getroffen zu haben. Auch sie reisen weiter nach Labrador und da sieht man sich bestimmt wieder (es gibt nur eine „Strasse“ nach Labrador City) – wir würden uns sehr freuen.

Da der Wetterbericht weiterhin gutes Wetter voraussagte, beschlossen wir einen Backcountry Camping Trip zu machen.

 

Wir packten unsere Rucksäcke mit Zelt und Proviant und wanderten zu der aus Lava bestehenden und vom Meer geformten Küste von Green Garden. Unser Übernachtungsplatz lag einmalig auf der Klippe mit genialer Aussicht. Am Abend konnten wir einen weiteren schönen Sonnenuntergang erleben.

Der Wetterbericht warnte vor starkem Regen, wir erlebten aber weitere 2 Tage mit Sonne und unternahmen daher nochmals eine Wanderung im Park. Weiter fuhren wir nach Cow Head um ein Paar, welches wir in Myrtle Beach kennengelernt haben zu besuchen. Sie besitzen einen kleinen Camping direkt am Meer. Wir bekamen den Tipp eines schönen Trails zu einem alten Leuchturm und genossen einmal mehr die Menschenleere in Neufundland.

Wir ziehen nun weiter in das sogenante "Weite Land" nach Labrador. Hier ein Auszug aus unserem Reiseführer: "Wer immer schon einmal wissen wollte, wie die Welt vor der Ankunft der Menschen aussah, ist hier genau richtig"....wir wollten es schon immer mal wissen und lassen es dann euch im nächsten Reisebericht wissen.

kleine Hintergrundstory zu Neufundland:

Hunderte von Jahren waren die Gewässer von Neufundland bekannt für die Kabeljau Fischerei. Da die Fischbestände immer geringer wurden, beschloss die Regierung 1992 den Fang zu verbieten. Auf einen Schlag waren 20‘000 Fischer und Fabrikangestellte arbeitslos. Das Verbot hatte einen riesen Einfluss auf die Bevölkerung: Familie die jahrelang vom Fischfang gelebt haben mühten sich ab, um eine neue Existenz zu schaffen. Viele haben die Insel verlassen um auf dem Festland Arbeit zu finden. Seit 1992 ist die Bevölkerung um 20% gesunken. Neufundland kämpft seitdem auch gegen den hohen Alkohol- und Drogenkonsum an.


Fazit

Umso länger wir auf der Insel waren, umso besser hat es uns gefallen. Oftmals steht in den Reiseführer, dass Neufundland eine Welt für sich sei. Nach unserer kurzen Erfahrung auf der Insel, sehen wir aber viele Gemeinsamkeiten mit Nova Scotia bzw. mit Cape Breton. Auch Landschaftlich empfanden wir es als sehr ähnlich. Es gibt viele kleine Fischerdörfer etc. die Insel hat einfach eine andere Dimension. Grundsätzlich steht und fällt alles mit den Wetterbedingungen. Wer wie wir abseits vom Pauschaltourismus Ferien machen möchte, dem gefällt es bestimmt sehr gut in Neufundland.

 

Die Städte (Stephensville & Corner Brook) gefielen uns gar nicht, sie wirkten auf uns sehr unsympathisch und auch wenig touristenunfreundlich. Teils hat dies evt. auch mit der obengenannten Hintergrund Story zu tun.

 

Twillingate und die Inselgegend wäre bei gutem Wetter bestimmt sehr schön, aber bei schlechtem Wetter sieht alles ein wenig trostlos aus. Die Iceberg Tour war leider einfach Bad Luck, aber wenigstens haben wir so den lokalen Tourismus ein wenig unterstützt.

 

Für Reisende unter Zeitdruck würden wir die Westküste empfehlen. Die Ostküste hat auch einiges zu bieten, aber die Highlights liegen geballter an der Westküste. Die Fahrdistanzen auf der Insel sind nicht zu unterschätzen: von der Fähre bis zur östlichen Hauptstadt St. Johns dauert die Fahrt über 12 Stunden.

 

Alle Campingplätze auf der Insel waren sehr schön und sehr preiswert und sind sehr zu empfehlen (Provincial Parks). Natürlich hatten wir wieder Glück, dass wir ausserhalb der Saison unterwegs waren: die schönsten Plätze waren menschenleer.

Noch was….wir vermissen die USA bei:

  • den Lebensmitteleinkäufen: Kanada hat eine geringere Auswahl und die Preise sind oftmals doppelt und teils dreimal teurer als in den USA. Natürlich verdoppelt sich der Faktor auf der Insel gleich noch einmal :( 
  • Auch der Diesel ist hier ca. 0.35 Rappen pro Liter teuer.
  • Die Fischerlizenzen konnten wir in den USA einiges unkomplizierter erwerben, jedoch war sie um einiges teuer

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Kommentare: 1
  • #1

    paps mike (Montag, 17 Juni 2013 14:01)

    hallo schöner bericht und auch traurig tolle jnfos alles gute bis bald